Die Handballer der VTZ können wieder lachen. Nach schwierigen Wochen in denen Corona nahezu alles auf den Kopf gestellt hatte, konnte vergangenes Wochenende der höchste Saisonsieg gefeiert werden. Mit 35:21 (16:9) schossen sie sich den Frust von der Seele und besiegten den direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt, die HSG Kastellaun/Simmern, auch in der Höhe verdient. Einer, der hier erneut eine gute Partie zeigte, war Neuzugang Abderrahmane Belhadi.
Der 22-jährige Algerier hat sich in kürzester Zeit bestens bei den Zweibrückern eingefunden. In seinen beiden ersten Auftritten für die Rosenstädter erzielte er jeweils vier Treffer und war direkt die Verstärkung, die man sich erhofft hat. Schnell, wendig und spielintelligent präsentierte sie „Abdou“ Belhadi und hinterließ vom ersten Augenblick an einen guten Eindruck. Die ersten Eindrücke und Hoffnungen des Zweibrücker Trainergespanns scheinen sich zu bewahrheiten. Belhadi ist nicht nur eine Verstärkung des Kaders in der Breite, sondern bringt auch Qualitäten mit sich, die für die heiße Phase des Abstiegskampfs dringend gebraucht werden.
Den ruhigen und zurückhaltenden Algerier zog es 2018 nach Deutschland. Während seiner Ausbildung bei Siemens Algerien bekam er das Angebot für mehrere Jahre ins Ausland zu gehen. So eröffnete sich ihm die Möglichkeit in Berlin seine Ausbildung, organisiert von Siemens, zum Elektroniker für Betriebstechnik abzuschließen. Die Chance ergriff er und wagte das Abenteuer. In Berlin angekommen entschloss er sich dem HC Oranienburg anzuschließen, wo er zunächst für die zweite Mannschaft aktiv war. Später bekam er die Chance sich in der ersten Mannschaft in der 3. Liga zu beweisen, wo er eine halbe Saison aktiv war. Da sich die Einsatzzeiten für ihn allerdings in überschaubarem Rahmen hielten, entschied er sich ein neues Abenteuer zu wagen. Schlussendlich landete er nach guten Gesprächen bei der VTZ in Zweibrücken.
Der Kontakt zwischen Belhadi und der VTZ entstand über seinen Spielervermittler Maik Lawitsch von InTouch Management. Kurzerhand wurde ein Termin zur Videokonferenz ausgemacht. Teammanagerin Christina Fischer erinnert sich: „Nachdem Maik Lawitsch ihn uns angeboten hat, habe ich noch am gleichen Tag den Kontakt zu dem Spieler aufgenommen, um mich und den Verein vorzustellen und mit ihm eine Videokonferenz für den nächsten Tag zu vereinbaren, damit wir ihn “quasi” persönlich kennenlernen und direkt alle Fragen klären können. Bei diesem Gespräch waren Philip Wiese als Vertreter für die Trainer dabei um alle sportlichen Fragen zu klären, sowie Pascal Wenzel und ich als Vertreter des Vorstands um alles Organisatorische zu besprechen.“ Einem laut Fischer sehr angenehmen ersten Gespräch folgte direkt ein Probetraining, wo der junge Algerier direkt zu überzeugen wusste. „Wir waren uns schnell einig, dass er eine enorme Verstärkung für unser Team wäre. Auch menschlich hat es direkt super gepasst, weshalb von unserer Seite aus schnell klar war, dass wir ihn gerne unter Vertrag nehmen würden“, so Fischer. Auch der sympathische 22-Jährige hatte direkt ein gutes Gefühl und sagt. „Ich hatte noch andere Kontakte zu einem Drittligisten und einem Oberligisten. Bei der VTZ hatte ich aber das beste Gefühl und habe mich deswegen auch für diesen Verein entschieden.“ Die ganze Abwicklung lief von A bis Z reibungslos. „Nochmals ein Dankeschön an Maik Lawitsch und InTouch Management für die eiwandfreie Zusammenarbeit“, bedankt sich Fischer.
Abdou begann mit dem Handballspielen 2011 im Alter von elf Jahren. Bis 2018 durchlief er verschiedene Jugendmannschaften und kann auch einige Erfolge vorweisen. 2017 wurde mit der A-Jugend von Nadit Algier Vizemeister in Algerien. Ein Jahr später folgt dann der große Wurf. Während man in Deutschland nach der A-Jugend direkt in den Erwachsenenbereich wechselt, gibt es in Algerien noch die Juniorenstufe. In der U-21-Liga wurde er mit Natid Algier Juniorenmeister. Wie auch bei der VTZ, spielte Abdou auf sämtlichen Positionen im Rückraum.
Wenn man sich mit ihm unterhält, fällt einem schnell auf, dass er hervorragend Deutsch spricht. Bereits in seiner Zeit in Algerien besuchte er Deutschkurse und erwarb so B1-Niveau. Damit war er schon früh in der Lage sich selbstständig mit anderen auszutauschen und an Gesprächen teilzunehmen. In Berlin intensivierte er seine Bemühungen nochmals und konnte zusätzlich noch das Niveau C1 erreichen, was in Deutschland Voraussetzung für die Teilnahme an Universitäten ist.
Für einen jungen Mann in diesem Alter ist es nicht einfach die eigene Heimat und Familie hinter sich zu lassen. Seine Verbindung nach Hause ist immer noch eng und er versucht es so oft wie möglich nach Algerien zu fliegen. „Soweit es klappt versuche ich zu Weihnachten und auch im Sommer meine Familie und Freunde zu besuchen“, so Abdou. Nichts desto trotz ist sein Ziel seinen Lebensmittelpunkt bis auf weiteres weiter in Deutschland zu haben. Obwohl er mit seiner Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik einen sehr anerkannten Ausbildungsberuf erfolgreich abgeschlossen hat, würde er dennoch gerne umsatteln und sich mehr dem Sport widmen. „Ich würde gerne in die Sportbranche wechseln. Da ist es mir auch egal, ob es sich zunächst um ein Studium oder eine Ausbildung handelt“, so Belhadi. Auch im Handball hat er sich hohe Ziele gesteckt. Sein Traum wäre es 3. Liga oder höher irgendwann zu spielen. Dafür werde er alles geben.
Mit seiner neuen Mannschaft will er so viele Siege wie möglich einfahren. Er zeigte sich fast verwundert auf die Nachfrage, ob man das Ziel Klassenerhalt erreichen kann. „Die Qualität der Mannschaft ist sehr hoch. Ich glaube, dass wir noch viel besser werden.“ In Anbetracht der letzten Leistung darf man sich aus Zweibrücker Sicht auf mehr freuen.
